-,^.»-' « K' I ^ 160 IV. Der Wertgedanke. Vorzeichen haben. Man sieht in solchem Lichte besonders deutlich, wie der Wert dem Werterlebnis als etwas völlig verschiedenes gegenüber- steht. Um von solcher Zweiheit zu der sich im Wertgedanken tatsächlich darbietenden Einheit zu gelangen, dazu steht der Konzeption des persön- lichen Wertes, wie wir sahen, eben die Bezugnahme auf das Subjekt und dessen Interesse zu Gebote. Es fragt sich nun beim unpersönlichen Wert, was hier, wenn die Relation zum Subjekt wegfällt, die gleichsam einigende Funktion dieser Relation zu ersetzen imstande sein mag. Inzwischen dürfte die in der Zweiheit der charakteristischen Wert- erlebnisse gelegene Schwierigkeit beim unpersönlichen Werte deshalb außer Betracht kommen, weil hier eines dieser Erlebnisse zur Charak- teristik der Wertsachlage allemal genügt. Das hat seinen Grund in der natürlichen Zusammengehörigkeit der Gegengefühle, von der wir sahen^ daß sie nur durch die dispositionelle Beschaffenheit des Subjektes gestört werden kann. Ist nämlich einmal, worauf noch ausdrücklich zurückzu- kommen sein wird, der Gegensatz von berechtigt und unberechtigt als auch auf Gefühle anwendbar anerkannt, dann ist vor allem die Frage, ob einem gegebenen Gefühle ein gewisses Gegengefühl sozusagen an- gemessen sei oder nicht, zunächst jedenfalls prinzipiell einwandfrei. Weiter ist nun klar, daß zwischen in dieser Weise zusammengehörigen Gegengefühlen der Natur der Sache nach das Verhältnis der Stärke- gleichheit bestehen wird: wessen Sein große Freude bereitet, dessen Nichtsein bereitet von Haus aus großes Leid, und bei schwachen Seins- gefühlen ist ebenso auf schwache Nichtseinsgefühle zu rechnen. Erst eine Verschiebung in den Gefühlsdispositionen des Subjektes, wie sie namentlich durch Gewöhnung sich vollzieht, kann hieran etwas ändern. Natürlich hat aber, auf diese Eventualität Bedacht zu nehmen, dort keinen Sinn, wo das Subjekt aus der ganzen Betrachtung ausgeschaltet ist. Der unpersönliche Wert ist durch Größe und Vorzeichen bloß eines der beiden Werterlebnisse in völlig ausreichender Weise charakterisiert. Wird nun aber zwischen den beiden einander nach Vorzeichen wie Voraussetzungsobjektiv entgegengesetzten Wertgefühlen nicht wenigstens eine Auswahl zu treffen sein? Offenbar nicht: der positive Wert zum Beispiele besteht weder in Seinsfreude noch in Nichtseinsleid; aber Seinsfreude wie Nichtseinsleid sind gleich adäquate Weisen, den betreffen- den unpersönlichen Wert zu erfassen. Offen bleibt dabei vorerst freilich die Frage nach der sozusagen authentischen Stärke der fraglichen Wert- haltung und es liegt mindestens nahe genug, zu vermuten, man werde da über relative Bestimmungen überhaupt nicht hinauskommen können. Noch eine Konsequenz in Bezug auf die Natur des Wertes wird dem Dargelegten unschwer zu entnehmen sein. Ist es der nämliche Werttatbestand, der etwa in der Seinsfreude wie im Nichtseinsleid gewisser Stärke zu Tage tritt, dann kann dieser Wert nicht etwa durch eines dieser Wertgefühle kurzweg für präsentiert gelten: zwei so ver- schiedenen Quasi-Inhalten kann nicht wohl derselbe Gegenstand gegen- 1 Vgl. oben S. 87. 9 § 7. Der nnpersönliche Wert. ^o^ « überstehen Um so näher liegt die Vermutung, man möchte es im Werte mit emem Gegenstand zu tun haben, dem im Vergleich mit dem ein fachen Werthaltungsdignitativ^der Rang eines Gegenstandes höhereTo S- nung zukommt. An sich ist,^wie ich an anderem Orte' gezeigt habe schon jedes D,gnitativ ein Gegenstand höherer Ordnung so^ufwie ein Objektiv oder Des.derativ. Unsere beiden zusammengehörten Wert haltungsd.gnitat.ve erinnern aber in ihrer Übereinstimmung trotz völliger Verschiedenheit doch unverkennbar an die Gleichheit der Melodien die aus Tonen von beziehungsweise durchaus verschiedener Höhe zusammen- gesetzt sind. Auf eine eigentliche Definition des unpersönlichen Wertes Z'nnl'fi °^^ durch eine solche Aufstellung wohl endgültig verzichtet: d.e Undefinierbarkeit des unpersönlichen Wertes würde nicht der von Farbe oder Ton, wohl aber der von Melodie oder Gestalt an die Seite zu setzen sein. Den so gewonnenen Bestimmungen gegenüber ist es nun von besonderem Interesse, auch noch einmal auf den persönlichen Wert zurückzugreifen und die Frage zu stellen, ob er sich mit dem unper- sonlichen Werte zu e.nem einheitlichen Gedanken vereinigen läßt. Dazu hwn^f 1^'V^i^ ^w°^^ '^"'''"''*' ^^°" ■»''° «^'« Rolle li Anschlag bringt, die bei der Wesensbestimmung des unpersönlichen Wertes d^ emotionalen Präsentation zufällt, auf die Bezug zu nehmen beim per- sönlichen Werte keine Gelegenheit zu sein schien, während nun um- gekehrt das, was uns beim persönlichen Werte als Werterlebnis beeeenet ist, beim unpersönlichen Werte außer Betracht bleiben konnte. Hat es nun vor allem mit so weitgehender Verschiedenheit seine Richtigkeit? Zunächst kann man keineswegs sagen, daß emotionale Präsentation dort, wo persönlicher Wert vorliegt, keine Stelle hat. Hat jemand sein Herz an den Besitz von Geld und Gut oder an wesenlose Äußerlich- keiten gehangt, so mag leicht unpersönlicher Wert dabei in jeder Hin- sicht ausgeschlossen sein. Liegt aber gleichwohl das Werterlebnis zu- nächst das Wertgefühl vor, so präsentiert dieses doch auch dann seinen Gegenstand und es ist zum mindesten sehr die Frage, ob das so Präsen- ^TJ, T 'm . ^T^ ?""'' tatsächlich erfaßt wird und dieses Erfassen einen Teil des Werterlebnisses auch unter den Umständen, die den persönlichen Wert kennzeichnen, ausmacht. Ein Recht freilich den w»rl?r,,,^'*'^"*'^''f •*^^^^°'*"'''* ^•"" «"geeigneten Gegenstande des Wertgefuhles zu pradiz.eren, wird dann fehlen. Abe*die ganze Sach- läge steht der beim unpersönlichen Werte doch um vieles näher, als wenn d.e Präsentation sozusagen eine Art Vorrecht des unpersönlichen Wertes ausmachte. Wo möglich noch weniger steht aber natürlich im Wege, die fiir den persönlichen Wert maßgebenden Werterlebnisse auch beim unper- sönlichen Werte anzutreffen. Das Präsentieren ist ja auch beim unper- sönlichen Werte geradezu Sache der Werterlebnisse, näher der Wert- getuhle, denen ihren präsentierenden Funktionen nach nur immerhin die ^ „über emotionale Präsentation", § 11. M ein OD g, Zur Grundlegung der allg. Werttheorie. «-j 1:1 11