,1 i f 4 132 IV. Der Wertgedanke. ist '*n l Jtfi J : fll I halten und daraufhin etwa den „unbeteiligten Zuschauer* als dieses Subjekt in Anspruch nimmt, wird an der Existenz derartiger Subjekte im allgemeinen zwar nicht leicht zweifeln, aber den Bewohner der viel- berufenen „einsamen Insel" darum doch nicht leicht außer aller Ethik stellen.[^^l Im ganzen sieht man jedenfalls, daß am Wertsubjekte den all- fälligen Aktualisierungserfordernissen in sehr weit auseinandergehenden Weisen Rechnung getragen erscheint. Gehen wir nun vom Wertsubjekt zum Wertobjekt über, so nimmt es sich da wieder besonders selbstverständlich aus, daß vom Werte dort nicht wohl die Rede sein kann, wo das Objekt fehlt. In der Tat, wenn der Reiche auf seinen Schatz Wert legt, so tut er es unter der Voraussetzung, daß dieser Schatz eben in seinem Besitze existiert: in der Bestimmung eines Objektes als wertvoll scheint also dessen Existenz oder allgemeiner dessen Sein thetisch mit einbezogen zu sein. Man muß allerdings, soweit es sich um Existenz handelt, beifügen, daß der Existenzgedanke sich hier, wie gelegentlich auch sonst ^ hin- sichtlich der Zeit unnatürlich eingeschränkt zeigt, sofern was war oder sein wird, dem Bereiche des Nichtdaseienden zugewiesen erscheint. Es gibt, wie schon zu erwähnen war,^ nicht nur Gegenwärtigkeits-, sondern nicht minder Vergangenheits- und Zukunftswerte, auf die man ganz ohne Rücksicht auf das Zeitmoment eventuell mit Gefühlen vom Typus der Seinsgefühle reagiert, so daß hier augenscheinlich nicht das maß- gebend ist, was man gewöhnlich Existenz nennt, sondern das, was ich als Persistenz bezeichnet habe, eine terminologische Modifikation, auf die übrigens der Einfachheit der Verständigung wegen im folgenden weiter kein Gewicht gelegt werden soll. Jedenfalls entspricht es dem Dargelegten, daß man sich einem Nichtdaseienden gegenüber zumeist darauf beschränkt, von ihm zu behaupten, nicht daß es Wert habe, sondern daß es Wert hätte. Wenn für eine Stadt, die längst schon eines modern eingerichteten Kranken- hauses bedarf, das Projekt eines solchen mit größter Sachkenntnis und Sorgfalt ausgearbeitet ist, wird von diesem Krankenhaus trotz seiner Vorzüge niemand in ungezwungener Weise sagen, daß es für die Stadt Wert habe, sondern nur, daß es für sie Wert, vielleicht großen Wert hätte, wenn es nicht bloß projektiert, sondern wirklich ausgeführt wäre, kurz also, wenn es existierte. Ähnlich kann es verstanden werden, wenn ein Antiquitätensammler von einem merkwürdigen Stück, das ihm zum Kaufe angeboten wird, sagt, das Stück würde großen Wert für ihn haben, nämlich wenn es sein Eigentum wäre. Wert für ihn hat eben nicht das Stück kurzweg, auch nicht das Stück im Besitze etwa des Händlers, sondern das Stück in seinem eigenen Besitz; und das so determinierte Stück existiert nicht, solange er es nicht gekauft hat. Nur ist es hier nicht unerläßlich, sich gerade auf die Existenz oder eigentlich auf die Nichtexistenz des allfälligeu Wertobjektes zu berufen. 1 Vgl. „Über Annahmen" 2, s. 76 f., übrigens auch schon „Psych, eth. Unters. z. Werttheorie", S. 70. 2 Vgl. oben S. 58.' ■mMm^mi^immfs § 3. Die AktnaUtätsbedingungen. Seins- und Niclitseinswerte. 133 Man kann vielmehr auch so interpretieren: das, dem der Wert für den Sammler abgesprochen wird, ist das Stück im Besitz des Händlers und der Grund weshalb der Wert von diesem Objekte negiert wird hegt nicht ,m Mangel an der Existenz, für die im Gegenteil bestens gesorgt ist sondern im Mangel an der Eigenschaft, im Besitz oder Eigentum des Sammlers zu sein. Wichtiger als der Umstand, daß die Wendung, etwas hätte Wert habe Ihn aber nicht, doch durchaus nicht jedesmal sicher auf Nicht- existenz des Objektes zu deuten ist, steht nun aber der Unerläßlich- keit der Existenz (respektive des Seins) der Wertobjekte die Tatsache entgegen daß wir Werterlebnisse kennen gelernt haben, die geradezu das Nichtsein des betreffenden Objektes voraussetzen (Nichtseinsgefühle) und solche, die wenigstens mit dem Sein des Objektes unverträglich waren (Begehrungen). Es verdient dies um so mehr Beachtung, als die Wertgroße, wie ich schon an anderem Orte» hervorzuheben Anlaß hatte ganz wesentlich durch die Sachlage bei der Nichtexistenz mitbestimmt wird. Das gilt insbesondere von übertragenen, zum Beispiel Wirkungs- werten. Soweit die Größenabhängigkeit der Wirkungswerte von ihren btammwerten dem Grenznutzengesetze folgt, sind es nicht die Wirkungen existierender Ursachen die den Aussehlag geben, sondern gerade die Wirkungen, die im Nichtexistenzfalle der Ursache entfallen müßten. Ich schätze einen Bogen aus dem Vorrat meines Briefpapieres nicht nach dem möglicherweise für mein ganzes Leben entscheidenden Brief, den ich tatsächlich auf diesen Bogen schreibe, sondern nach der vielleicht ganz unwichtigen Aufzeichnung, die im Verlustfalle dieses Bogens unter- bleiben mußte. Zwar sind Wertstellungnahmen dieser Art schwerlich die einzig berechtigten ; sie sind wohl nur unter ökonomischen Gesichts- punkten und daher unter besonderer Bezugnahme auf Begehrungen» naehstgelegt. Aber sie sind doch auf alle Fälle Tatsache ; andererseits aber ist überdies der Anteil der Nichtseinsgefühle auch schon bei Eigen- werten darzutun.3 Kann man unter solchen Umständen überhaupt daran denken, die Existenz oder allgemein das Sein des Wertobjektes dem Werte im Sinne eines obligaten thetischen Prädikates zuzusprechen? Inzwischen ist diese Frage negativ zu beantwort^i doch mindestens nicht selbstverständlich. Erstaunlich freilich wäre eine Bestimmune deren Anwendungsgebiet auf das Sein eines Gegenstandes beschränkt wäre und die doch zugleich dem Falle des Nichtseins dieses Gegen- standes Rechnung trüge. Daß aber die Beschränkung, mindestens in prinzipieller Allgemeinheit, nicht tatsächlich besteht, ist ja ohne allen Zweifel der eben zuvor wieder berührten Erfahrung zu entnehmen, 1895, S. 332 ff. ^*'^''*'""'8^ ""^ '^ert", Archiv f. System. Philosophie, Bd. I _• A A ^?' ..™®i?® Vermutung in „Über emotionale Präsentation". S. 118 Sie rnf^!^°n'' <»|e Tatsacbe bestätigt, daß Wertübertragungen von der Wirkung fn W^L Ä T' ''*'' f > ^'^-e "»f *'« Zukunft^ sehr selten dägegef i„^«^K °^'^'? Vergangenheit vorkommen, also dort zi fehlen Schemel wo das Begehren keine natürlichen Angriffspnnkte hat. »^"«uien, wo ' Vgl. „Über Werthaltnng und Wert", a. a. 0., S. 336. 4.C i h :t- w r k i' i