108 III. Weiteres zur Wertpsychologie. erschöpft ist, diese vielmehr über die erwähnten Relationen noch hinaus- ^eht, das erhellt daraus, daß man die Disposition werthält um ihrer Korrelate^ willen und dann auch wieder umgekehrt die Korrelate um der Disposition willen, so daß dem „Aktualitätswert« der Wollungea gerade- zu em „Dispositionswert «2 gegenübergestellt werden kann. Übrigens sei um der Mannigfaltigkeit dessen, was die Übertragungstatsachen darbieten' moghchst gerecht zu werden, noch darauf hingewiesen, daß der oben schon einmal berührte Übergang von der Eigenschaft zu ihrer Betätiffuns: gelegentlich wohl auch den Aspekt des Überganges von der Erkenntnis folge zum Erkenntnisgrund darbietet. Ein Jäger legt Wert darauf daß «r von abnorm großer Distanz aus einen Hasen laufen sieht, obwohl zur Zeit keine Jagd stattfindet. Es liegt nahe zu vermuten, daß er hier auf etwas Wert legt, sofern es ihn und etwa auch andere von der Leistungsfähigkeit seines Auges überzeugt. y^ter diesen mancherlei Übertragungsfällen ist ohne Zweifel der der Übertragung der Werthaltung von der Wirkung auf die Ursache der populärste und wohl auch praktisch wichtigste. Es war daher durch- aus motiviert, ihn durch besondere Benennung aus den übrigen heraus- zuheben, wie Chr. V. Ehrenfels durch Prägung der sehr charakteristischen Bezeichnung , Wirkungswert« getan hat.^ Nicht minder charakteristisch ist der Terminus „Eigenwert« für den Mangel au Übertragung, nur daß €S, wie aus Obigem erhellt, nicht angeht, Eigen- und Wirkungswert als Kontraste einander zu koordinieren. Dem Eigenwert muß eben der übertragungswert^ gegenübertreten. Der Terminus „Übertragungswert« benennt die durch die Ubertragungsrelation gleichsam geschaffene Sach- läge vom Standpunkte des einen Relationsgliedes aus. Weil aber diese Rela- tion keine „umkehrbare" oder „symmetrische« ist, so ist eine Benennung auch vom Standpunkte des anderen Relationsgliedes aus erwünscht und durch Chr V Ehrenfels im Terminus „Stammwert« auch tatsächlich dargeboten^ In unserer obigen Symbolik ist sonach Übertragungswert im Hinblick auf P als Stammwert, oder freilich genauer: ist Objekt einer Ubertragungswerthaltung im Hinblick auf P als Objekt einer Stemmwerthaltung. Noch genauer, aber auch dann nicht völlig genau wäre etwa „Übertragungswerterlebnis« und „Stammwerterlebnis« zii ea^en. Die übrigbleibende Ungenauigkeit verschlägt nichts, wenn nur nicht außer acht gelassen wird, daß wir es in gegenwärtiger Betrachtung J Vgl Allgemeines zur Lehre von den Dispositionen" m den von mir herans- mich seiner nur deshalb nicht, weil ich, wie sich zeigen wird von WertvermS! lüng" m einem weiteren Sinne reden in müssen mfine n Wertvermitt- „System der Werttheorie", Bd. I, S. 79. §4. Übertragung und Vermittlung bei Werthaltungen. 10^ immer nur noch mit Werterlebnissen und nicht mit den Werten selbst zu tun haben. Besonders wichtig ist nun aber die Frage, ob sich die Mannig- faltigkeit der Übertragungsfälle, zunächst zum Zwecke möglichst all- gemeiner Beschreibung, einem einheitlichen Gesichtspunkte unterordnen läßt. Sehe ich recht, so fehlt es in der Tat keineswegs an einem solchen Gesichtspunkte und an den Wirkungswerthaltungen dürfte er in besonders- greifbarer Weise zu Tage treten. Ursache und Wirkung sind bekanntlich charakterisiert durch ihren Anteil an einem Implikationsverhältnis ^, ver- möge dessen die Ursache sich als ein Implikator, die Wirkung als Implikament^ darstellt. Aber die Kausalrelation ist durchaus nicht die einzige Implikationsrelation, und man dürfte kaum fehlgehen, wenn man behauptet, die Werthaltungsübertragung geht mit jeder Ausgestaltung der Implikationsrelation zusammen, falls die Bedingung erfüllt ist, daß das Implikament Gegenstand einer vom Implikator unabhängigen Wert- haltung ist, der dann mit Rücksicht auf die Werthaltungsübertragung die Rolle einer Stammwerthaltung zukommt. Das ist außer an der Relation zwischen Ursache und Wirkung an der zwischen Bedingung^ und Bedingtem oder der zwischen Ganzem und Teil ohne weiteres zu verifizieren. Um so deutlicher scheint, daß sich diese Relationen, wie wir sahen, auch umkehren lassen, einer solchen Auffassung entgegen- zustehen. Es fehlt aber doch nicht an einem Gesichtspunkte, der mir die Subsumtion auch dieser Fälle zu gestatten scheint. Der Nachweis zugunsten dieses Gesichtspunktes ist in wenigen Gedankenschritten zu führen. Zwischen den Objekten und P bestehe die Relation, daß etwa das Sein des das des P impliziert, so daß den Implikator, P das Implikament abgibt. Ist nun P das Objekt etwa von Seinsfreude, so überträgt sich diese im Sinne unseres Impli- kations-, respektive Übertragungsgesetzes auf 0. Impliziert aber das Sein des das Sein des P, so umgekehrt auch das Nichtsein des P das Nichtsein des 0. Bezöge sich also die Werthaltung statt auf das Sein des P auf das Nichtsein des 0, so müßte sich nach unserem Gesetze auch die Werthaltung vom Nichtsein des auf das Nichtsein des P übertragen. Geht aber überdies die Nichtseinswerthaltung am O mit ihrem Gegengefühle zusammen, ebenso die Nichtseinswerthaltung am P, so führt die so resultierende Seinswerthaltung am auch eine Seinswerthaltung am P mit sich, so daß der Tatbestand der Übertragung nunmehr vom auf das P vorliegt. Es wird der Übersichtlichkeit dienen, die drei bis vier eben dar- gebotenen Beweisschritte noch in symbolischer Aufschreibung vorzuführen. Dabei sei wieder das Seinsobjektiv durch Klammern, die Werthaltung^ durch Wh bezeichnet und im Bedarfsfalle das Werthaltungsvorzeichen links unten, das Objektivvorzeichen rechts oben notiert. Zur Bezeichnung^ des Verhältnisses zwischen Implikans und Implikatum sei aus Gründen 1 Vgl. meine Ausführungen „Zum Ei'weise des allgemeinen Kausalgesetzes" » Wien 1918, S. 43. ^ 2 Über diese Begriffe vgl. a. a. 0., S. 45. ■n i In ff 1