1^ 30 I. Voruntersnchungen. § 5. Rückblick. Die Beziehungen zum Subjekte. 31 I \'r I *■ ' gewiesene Antinomie läßt erkennen, daß auch der negative Anteil, sofern er bei der Ersetzbarkeit vom Betrage selbst den Betrag aufweist, wie immer er zu verstehen sein mag, jedenfalls nicht auf die Opfer zurückzuführen ist. An letzter Stelle wäre nun noch des Momentes zu gedenken, das unter den eingangs erwähnten Instanzen zugunsten der Opfertheorie für besonders greifbar gelten mochte: ich meine den Preis, dessen Zusammen- hang mit Mühe und Kosten so leicht darzutun ist. Aber dem liegt vor allem eine Verwechslung zugrunde, die dem Denken des täglichen Lebens zwar immer noch ganz gewöhnlich, der ökonomischen Theorie aber längst als Verwechslung bekannt ist: Wert (wenigstens in dem für uns maßgebenden Sinne des ,,persönlichen'' Wertes) ist etwas anderes als Preis. Hat eine Ware einen bestimmten Kaufpreis erzielt, das heißt, ist das Kaufgeschäft wirklich abgeschlossen worden, so beweist das durch- aus nicht, daß das Objekt des Geschäftes beiden Kontrahenten so viel wert ist wie die als Kaufpreis vereinbarte Geldsumme, sondern ganz im Gegenteil, daß dem Käufer die Ware, dem Verkäufer aber das Geld das wertvollere ist. Keiner von beiden Teilen hätte unter normalen Umständen den Kauf abgeschlossen, meinte er nicht, durch denselben gewonnen zu haben. Der Gewinn mag manchmal unbeträchtlich sein; um wie viel höher aber unter Umständen die Ware für den Konsumenten im Werte stehen kann als die dem üblichen Marktpreis entsprechende Geldsumme, das beweist zum Beispiel die Höhe, zu der die Lebend mittelpreise etwa in einer belagerten Stadt oder einem belagerten Land ansteigen: niemals, auch nicht im Falle größter Not, zahlt man für ein Brot so viel, daß dem Käufer das Geld mehr wert wäre, als das, was er dafür zu erhalten erwartet. — Nehmen wir nun aber selbst vorüber- gehend an, Preis und Wert fielen zusammen, so ist der Zusammenhang zwischen Preis und Opfern, soweit die Erfahrung ihn antrifft, durchaus nicht nur unter Voraussetzung einer Opfertheorie und unter deren Vor- aussetzung auch nicht wesentlich leichter verständlich als ohne diese. Wer insbesondere für den Verkauf produziert, wird vorbedachter Weise auf die Herstellung des Artikels nicht mehr aufwenden, als er herein- zubringen hofft, und beim Verkaufe nicht weniger verlangen, als er ausgelegt hat. Dennoch ist auch unter diesen besonderen Voraussetzungen die Werttheorie der gebrachten Opfer, die der bevorstehenden kommt ja hier außer Frage, noch einmal ad absurdum zu führen. Wären die Kosten der Wert oder ein integrierender Bestandteil desselben, dann wäre es einfach ausgeschlossen, daß je einmal jemand unter dem Selbst- kostenpreise verkautte. Daß dies nun tatsächlich vorkommt, zeigt neuer- lich, wie man es im Werte doch mit etwas ganz anderem zu tun haben muß. Wollen wir die Ergebnisse der im Voranstehenden niedergelegten Erwägungen zusammenfassen, so können wir nun einfach sagen: Die Opferwerttheorie erweist sich als unzureichend, mögen wir die vorher- gehenden oder die nachfolgenden Opfer in Betracht ziehen. Von den vorhergehendeh Opfern hat nur die zur Herstellung und Erhaltung erforderte Arbeit einigen Anschein für sich, als ob sie den Wert aus- machen könnte. Aber diese müßte den Wert zu etwas Starrem, Unab- änderlichem, Unpersönlichem machen; zudem gibt es vorhergehende Opfer, die für den Wert irrelevant sind. Als nachfolgende Opfer kämen in erster Linie diejenigen in Frage, die mit dem eventuellen Ersätze zusammenhängen. Aber es gibt auch nachfolgende Opfer, die den Wert nicht berühren, indes Seltenheit, respektive Ersetzbarkeit den Wert niemals konstituiert sondern nur modifiziert. Der hier durchgeführte Versuch, den Grundgedanken der Opfer- werttheorie zu widerlegen, hat sich absichtlich fast durchaus auf dem Gebiete der ökonomischen Tatsachen bewegt, auf dem diese Theorie ausschließlich aktuell war und ist. In Betreff der außerökonomischen Werttatsachen genügt wohl der kurze Hinweis, daß der besprochenen Theorie hier auch nicht das Geringste von jenem Anschein zustatten kommt, der dort vor näherer Erwägung für sie einnehmen mochte. Welchen Sinn könnte es auch haben, etwa den Wert von Liebe, Freund- schaft oder Ehre auf Mühe oder Kosten zu beziehen, durch die diese Güter erworben oder im Verlustfalle wieder zu erwerben wären? Es ist dies wohl einer der Fälle, an denen sich der Wert einer über das speziell ökonomische Wertgebiet hinausreichenden Fragestellung, wie sie der allgemeinen Werttheorie gemäß ist, besonders deutlich fühlbar macht, indem sich ihr gegenüber eine Beantwortung fast von selbst verbietet, die im spezielleren Gebiete des Ökonomischen ohne genauere Unter- suchungen doch schwer abzulehnen gewesen wäre. [^] § 5» Rückblick. Die Beziehungen zum Subjekte* Die drei Grundansichten über das Wesen des Wertes, die wir im Voransteheuden einer genaueren Betrachtung mit gleich negativem Er- gebnisse unterzogen haben, gehören nicht in der Weise einem systematisch gegliederten Ganzen an, daß durch ihre Erledigung etwa ein Restgebiet erübrigt würde, dem der Wert daraufhin nun um so sicherer zuzuweisen wäre. Es wären mithin der Möglichkeit nach vielleicht noch die aller- verschiedeusten Gedanken übrig, die man zur Charakteristik des Wertes zu Hilfe zu rufen versuchen könnte. Tatsächlich aber ist, soviel mir bekannt, den drei besprochenen Versuchen kein vierter von annähernd ähnlicher Scheinbarkeit an die Seite zu stellen. Statt also etwa bloßen Möglichkeiten nachzugehen, empfiehlt es sich nunmehr, den Weg direkter Untersuchung der Werttatbestände einzuschlagen, das heißt, diese auf das sie als Wert kennzeichnende Moment direkt zu befragen. Dabei verdient ein Gesichtspunkt ausdrücklich beachtet zu werden, der zugleich noch einen Beitrag abgibt zu nachträglicher Kritik der drei eben betrachteten Beantwortungsversuche, insbesondere des letzten der- selben. Gesetzt, die Opfer gingen wirklich in der Weise mit den Werten zusammen, wie es im Vorangehenden hat in Abrede gestellt werden müssen, würde man sich daraufhin leicht entschließen, in den Opfern wirklich das Wesen dessen zu sehen, was wir beim Worte ,Wert* in dessen persönlicher Deutung im Auge haben? Wir würden an eine viel-