l. Vorantersuchnngen. h—U I. Voituntcrsuchungcn. § 1. Vom Anwendungsgebiet des Wortes „Wert". Der eben skizzierte Weg soll im folgenden eingeschlagen werden » um der Lösung der ersten Aufgabe näher zu kommen, die der aU- aemeinen Werttheorie^ durch die Natur der Sache gestellt ist, der Be- stimmung des Wesens des Wertes. Es ist also im Sinne der obigen Erwägungen nicht wohl zu vermeiden, beim Worte „Wert" anzufangen und nach den Gegenständen auszuschauen, auf die das Wort tatsachhch an-ewendet wird. Auch wenn man es dabei unterläßt, dem kürzhch mit vielem Scharfsinn exponierten' Unterschiede nachzugehen, der zwischen dem Werte besteht, den etwas ,hat« und dem Werte, der etwas ist oder den es ausmacht, wird man - dies noch etwas wie ein methodo- logischer Nachtrag zum vorigen Paragraphen - die in Frage kommenden Gegenstände nicht leicht einzeln aufweisen oder namhaft machen können, vielmehr sich darauf beschränken müssen, charakteristische Gruppen solcher Gegenstände unter Benutzung eben ihrer Charakteristik neben einander zu stellen. Daß eine solche Charakteristik dann unter gunstigen Umständen dem Bedürfnis nach Feststellung der Wortbedeutung bereits auf halbem Wege entgegenkommen, mindestens die Untersuchung von Anwendungsgebiet und Bedeutung fließend mit einander verbunden sein kann ist selbstverständlich. In der Tat fällt es nun mcht schwer, in diesem Sinne mit Beziehung auf das Wort „Wert" einige Gruppen von Gegenständen namhaft zu machen, auf die unbeschadet ziemlich weit- gehender Verschiedenheit zwischen diesen Gruppen das Wort m zwang- loser Weise angewendet wird. ,01,1 Wenn man sich in der Arithmetik der Buchstaben als Symbole bedient, sagt man von ihnen oft, sie hätten bloß allgemeinen, respektive unbestimmten Wert, und setzt diesem die speziellen, bestimmten Wer^e der konkreten Zahlen gegenüber. In diesem Sinne kann man in Formeln soezielle Werte einsetzen, Gleichungen auswerten; die Quadratwurzel von X hat in diesem Sinne jederzeit zwei Werte und so fort Diese Anwendung des Wortes „Wert" scheint sich auf das Gebiet der Großen _ zu beschränken, falls man nicht etwa, dem Vorgange R. Avenanus folgend, auch von R- und E-Werten, das heißt Reiz- und Empflndungs- werten spricht, wo höchstens noch der Reiz, sicher aber nicht mehr die Empfindung ganz allgemein einem quantitativen Gesichtspunkte zu unter- stellen wäre. Es ist unter solchen Umständen immerhin vielleicht bloß 1 AMSohließUche Bernfung auf das „Sprachgefühl", wie sie ewe übrigens nicht nnSosUiche ErstUngsfrbeit verlapgt (W. Strich Das Wertproblem in der PhUosopUe der Gegenwarf', Leipziger Dissertation, Berlin 1909, b. 2d. 9^1 tniichte doch ein allzn summarisches Verfahren sein. . 2o), "'«=7*°^°j^^ Werttheorie-' ist im Gegensatze ^\sP«"«ll,.'''f''n<'»if ^^ Werttheorie ver^täSden, wie sie von der Volkswirtschaftslehre rühmUch begründet nnd gf ^y B'°^*«;/f ;,G^„aieg„ng der Wertlehre", Leipzig 1916, S. 5 ff. * Vgl. auch W. Strich a. a. 0., S. 25. § 1. Vom Anwendnngsgebiet des Wortes „Wert". 5 eine Benennung a potiori, aber, wie ich hoffe für unsere nächsten Zwecke eine nicht wohl mißverständliche, wenn ich im folgenden Werte dieser Art, wenn von ihnen als einer Gruppe für sich vorübergehend zu reden sein wird, als Größenwerte bezeichne. Es ist ohne Zweifel ein ganz anderer Wortgebrauch, wenn man etwas als anerkennens-, lobens-, bewunderns- oder liebenswert bezeichnet, oder auch wohl als tadelns-, verabscheuens-, hassenswert und dergleichen. Man meint damit etwas, was gelobt, getadelt zu werden usw. verdient. Wert hat hier also die Bedeutung von Würdigkeit. Auffallender Weise zeigt sich dabei, wenigstens im Deutschen, das Substantiv „Wert" nicht anwendbar, indem der Gebrauch ausschließlich das Adjektiv „wert" zuzu- lassen scheint.!^] Offenbar wieder in einem anderen Sinne geschieht es, daß man unter Umständen gewissen Dingen Nährwert, Brenn- oder Heizwert, Dungwert und dergleichen zuschreibt. Augenscheinlich hat man dabei eine gewisse Leistung jm_ Auge, zu der fähig zu sein den Wert in dieser Wortbedeutung ausmacht. Nicht jede Leistung scheint gleich gut hiezu, sonst könnte man einem schlechten_Ofen auch Rauchwert, einer elektrischen Bogenlampe, die sich unzureichend reguliert, einen Zischwert nachsagen. Augenscheinlich erweist sich hier der Umstand entscheidend, daß das, was ich eben die Leistung nannte, das eine Mal selbst Wert hat, das andere Mal nicht, wobei aber beachtet zu werden verdient, daß jetzt von Wert wieder in einem andern, dem vierten Wortsinne die Rede ist, auf den wir sogleich unten zurückkommen. Offenbar ent- scheidet hier der nämliche Gesichtspunkt, wie wenn man etwa einem Erze Gold- oder Silberwert beimißt, nicht aber Schlackenwert. Immerhin ist es indes nicht ganz unmöglich, sich von dieser Beschränkung zu emanzipieren, wie etwa der Gedanke der „W^ertigkeit" in der Chemie und der auf diesen gebauten Äquivalenz^ letzterer wohl auch außerhalb der Chemie beweist. In der Geschichte der Nationalökonomie spielt der in Rede stehende Wertbegriff längst eine hervorragende Rolle^: das begreift sich schon daraus, daß der sogenannte Tauschwert der Güter ohne Frage ein Wert in diesem Sinne ist. Äußerlich rangiert auch der dem Tauschwert so gern entgegengesetzte ,, Gebrauchs wert" unter diesen Gesichtspunkt, während allerdings dem Wesen der Sache nach hier doch bereits wieder die erst an vierter Stelle zu berührende Bedeutung des Wortes „Wert" zur Geltung kommt. Werte der uns jetzt beschäftigenden Gruppe hat man in der Nationalökonomie auch wohl als objektive Werte bezeichnet, um ihn^n die der folgenden Gruppe als subjektive Werte entgegensetzen zu können.^ Ich meine, diese beiden Termini dem Aus- druck eines andern Gegensatzes vorbehalten zu sollen.^ So zweifellos die drei hier aufgeführten Gruppen innerhalb des Bereiches dessen liegen, dem man eventuell in völlig natürlicher Weise 1 Vgl. E. Böhm-Bawerk im „Handwörterbuch der Staatswissenschaften", Artikel Wert, S. 684. 2 A. a. 0., S. 682. 3 Vgl. unten S. 7. I ^ iik.-ÜiL.4L'^>./V^-