§ 7. Der unpersönliche Wert. 145 " teristischer Weise zugewendet gefunden haben. Charakterisiert man also die einem Objekte vermöge seines Seins, respektive Nichtseins zu- kommende Bedeutung etwa durch den Ausdruck Seinsbedeutung", so kann man auch wohl sagen: der persönliche Wert eines Objektes ist die diesem nach Beschaffenheit und Position zukommende Seinsbedeu- tung für ein Subjekt. W. M. Urbans Bestimmung des Wertes als „affektiv- volitionale Bedeutung "1 steht einer solchen Aufstellung ziemlich nahe, sofern es nicht auch da auf eine weitere Fassung des Wertbegriffes abgesehen ist2. § 7. Der unpersönliche Wert. [88] Die im vorangehenden durchgeführten Untersuchungen haben die ausdrückliche Voraussetzung gemacht, daß der Wert, in dessen Eigen- art es einen Einblick zu gewinnen galt, der persönliche Wert sei. Es ist nun an der Zeit, die Frage aufzuwerfen, ob, diese Voraussetzung zu machen, selbst schon im Wesen des Wertes begründet sei. Wir gelangen damit zu einem Thema, dem ich bereits an anderem Orte¹ näher zu kommen versucht habe. Auf die dort gewonnenen Ergebnisse muß hier zurückgegriffen werden, um in betreff der uns jetzt beschäftigen- den Fragestellung zu einem natürlichen Abschlusse zu gelangen. Da es uns nicht um die Herstellung einer willkürlichen Definition des Wertes, sondern um die Beschreibung der im Werte sich dar- bietenden Tatsächlichkeiten zu tun ist, hierzu aber zunächst möglichst getreues Festhalten des der wissenschaftlichen Bearbeitung vorgegebenen Wertgedankens erforderlich erschien, verdient vor allem konstatiert zu werden, daß diesem Gedanken die Bezugnahme auf ein Subjekt doch nicht wohl obligatorisch sein kann. Gold, Edelsteine und andere „Kost- barkeiten" haben für den werttheoretisch Naiven ihren, oft sehr geheimnisvoll genommenen, Wert in sich. Sie haben dann freilich auch Wert speziell für den Eigentümer oder Besitzer: das ist dann aber in der Meinung unseres Naiven nur eine Art abgeleiteten Wertes, abgeleitet von jenem inneren Werte, den man solchen Dingen vermöge ihrer besonderen Natur zuschreibt. Solche Betrachtungsweise muß sich dann freilich auf ökonomischem Gebiete recht weitgehende Richtigstellungen gefallen lassen. Diese betreffen am Ende aber doch nur die Anwendung unseres Wertgedankens, nicht diesen selbst, und auch in betreff der Anwendung stellen sich die Dinge wesentlich anders, wo es sich um den Wert des Wahren, Schönen und (ethisch) Guten handelt. Durchaus auf gleicher Linie freilich rangieren die Glieder dieser altehrwürdigen Trias nicht. Wahres und Schönes leitet seinen Wert davon ab, wahr, respektive schön zu sein, indes der Wert des Guten direkt dadurch ausgemacht wird, daß es gut ist. Darin aber zeigt sich volle Überein- 1 Vgl. „Valuation", S. 26. 2 Vgl. a. a. O., S. 31 ff. 3 Vgl. oben S. 12. 4 Vgl. „Über emotionale Präsentation", § 13. 5 Vgl. Über emotionale Präsentation" [§ 11, § 15] [39]. Meinong, Zur Grundlegung der allg. Werttheorie. 10