66 II. Die Werterlebnisse. Beschaffenheit dieser Erlebnisse selbst zu suchen als Konsequenz jener Anteils verschiedenheit: wir werden in der Folge auf Tatsachen geführt werden, die mit einer solchen Vermutung im besten Einklange stehen. § 8. Objektiv, Objekt und Quasiobjekt der Wertgefühle. Darf durch das Dargelegte für ausreichend geklärt gelten, daß und in welchem Sinne die Wertgefühle nicht nur als Urteilsgefühle, sondern näher als Urteilsinhaltsgefühle zu bestimmen sind, so ist nun schließlich noch auf eine Determination dieser Gefühle hinzuweisen, ohne die von einer sozusagen vollendeten Wertstellungnahme seitens des Subjektes eigentlich noch immer nicht wohl geredet werden könnte. Partizipiert ein Erlebnis im allgemeinen am Gegenstande seiner Vor- aussetzung, so ist es selbstverständlich und übrigens durch die Erfahrung auch allenthalben bestens beglaubigt, daß keinem Urteilsgefühl, im besonderen also auch keinem Wertgefühl das Objektiv fehlen wird. Nun scheint es aber, wo immer es sich um einen Wert handelt, auch an einem Objekt für diesen Wert nicht fehlen zu dürfen, ja, dieses Objekt drängt sich, wie aus den bisher verwendeten Beispielen allenthalben zu ersehen war, der Aufmerksamkeit weit mehr auf als das Objektiv. Von einem vollständig ausgebildeten Werterlebnis wird man erwarten dürfen, daß es in seiner Beschaffenheit diesem Umstande Rechnung trägt. Zunächst könnte man nun meinen, dieses Erfordernis müßte in dem, wie eben erwähnt, niemals fehlenden Objektiv von selbst erfüllt sein, da es ja streng genommen kein Objektiv geben kann, das nicht unmittelbar oder mittelbar auf Objekte zurückginge.¹ Und bei Seins- objektiven wird dies in der Regel auch ohne weiteres der Fall sein; wie aber bei Soseinsobjektiven, denen ja, sofern sie nicht etwa zunächst wieder auf Objektive zurückgehen, allemal zwei Objekte zugehören? In der Tat kann ich z. B. ganz wohl Wert darauf legen, daß meine Uhr richtig geht; aber welches der beiden hier in Betracht kommenden Objekte hätte Anspruch, daraufhin eventuell als Wertobjekt betrachtet zu werden? Das Prädikativ² „richtig gehend" offenbar nicht, das Sub- jektobjekt „meine Uhr aber für sich offenbar auch nicht, da doch nicht die Uhr kurzweg, sondern höchstens die richtig gehende Uhr das Wertobjekt abgeben könnte. Das Objekt „richtig gehende Uhr aber, kommt streng genommen in dem vorgegebenen Objektiv gar nicht vor. Fernliegend ist ja freilich ein solches Objekt nicht: wenn sich aber unser Wertverhalten ihm zuwenden soll, so wird dies an dem, was ich eben das völlig ausgebildete Wertgefühl genannt habe, irgendwie zu Tage treten müssen. Die Weise, in der dies geschieht, kann nicht 1 Vgl. „Über Annahmen“ 2. 2 Vgl. Über Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit" [Register]. 3 Daß damit nichts anderes gemeint ist, als eben das Objekt, das in dem fraglichen Objektiv Subjektstelle einnimmt, brauchte sicher nicht besonders gesagt zu werden, hätte nicht A. Phalén den Ausdruck „Subjektobjekt" in einem ganz besonderen Sinne angewendet (vgl. meine Ausführungen Über Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit", S. 418), demgegenüber es sich vielleicht empfiehlt, zu bemerken, daß obiger Wortgebrauch damit ganz und gar nichts zu tun hat. "