§ 4. Wert und Opfer, Kosten, respektive Arbeit. 29 gefördert hat, erübrigt uns nur noch, einen Blick auf die Tatsachen zurückzuwerfen, die fürs erste eine Art günstigen Vorurteils für diese Theorie zu begründen geeignet schienen. Ein Punkt, die Verschieden- heit der Wertstellung zum Erarbeiteten und sonst durch Opfer Erwor- benen gegenüber der zum mühe- und kostenlos Gewonnenen, wurde schon berührt: der ohne Zweifel oft anzutreffende Unterschied ist doch viel zu unbeträchtlich, um die Opfertheorie zu stützen. Jene Hand- arbeiten aber, bei denen die aufgewandte Mühe den Wert entscheiden mag, erkennt man leicht als eine ganz eigenartige Komplikation, aus der sich eben darum eine Folgerung zu Gunsten der Theorie im all- gemeinen keineswegs ableiten läßt: was hier eigentlich Wert hat, ist die Zuneigung des Gebers, die sich einigermaßen nach der Mühe schätzen lassen mag, die sie zu überwinden imstande ist, wenn es gilt, den zu Beschenkenden zu erfreuen. Dagegen bietet der Gesichtspunkt der Seltenheit und ihrer Be- deutung für den Wert sicher ein Moment von ausreichend großer All- gemeinheit dar; aber wir haben bereits gesehen, wie wenig sie allein einen Wert zu konstituieren vermöchte. Außerdem hat sie, solange man die vergangenen Opfer in Betracht zieht, mit der uns beschäftigenden Theorie überhaupt nichts zu tun: eine ganz einzige und daher uner- setzliche Reliquie ist vielleicht gar kein Produkt menschlicher Arbeit, oder hat, man denke etwa an einen Brief, keine nennenswerte Mühe in Anspruch genommen. Was aber künftige Opfer anlangt, so ist an deren oft recht bedeutsamer Verbindung mit der Ersetzbarkeit natürlich nicht zu zweifeln. Es verdient aber noch nachgetragen zu werden, daß auch hier im stärksten und wie man darum glauben dürfte, im deutlichsten Falle die Verbindung mit den Opfern, die unsere Theorie nötig hat, wieder unterbrochen ist. Ein nicht bloß schwer, sondern schlechthin gar nicht zu Ersetzendes¹ hat dem noch irgendwie Ersetzbaren gegenüber unter gleich günstigen Umständen den höheren Wert. Wo aber wären die Opfer, die den Wert hier ausmachen? Weil es keinen Ersatz gibt, so gibt es ja auch kein Opfer, das diesem Ersatz gebracht würde: folgerichtig müßte solch ein Ding also wieder wertlos sein. Zu allem Überfluß könnte man hier auch noch mit genau entgegengesetztem Ergebnis argumentieren. Bedeutet Schwerersetzbarkeit die Eventualität großer, dem Ersatze zu bringender Opfer, so Unersetzbarkeit die Even- tualität unendlich großer Opfer, daher nicht etwa Nullwert, sondern unendlich großen Wert, was der Erfahrung nicht minder widerspricht als der Nullwert. Um so deutlicher verifiziert diese, was schon oben² als der mehr negative, genauer der verhindernde Anteil des Momentes der Ersetzbarkeit am Wert gekennzeichnet worden ist. Die geringe Ersetzbarkeit begründet, in welchem Grade immer sie vorliegen mag, niemals einen Wert, und die des Ersatzes halber drohenden Opfer tun es sozusagen noch weniger: die für den Fall der Unersetzbarkeit auf- 1 Man denke z. B. an Ricardo's ,,Seltenheiten". 2 Vgl. S. 28.