§ 1. Vom Anwendungsgebiet des Wortes,,Wert". 9 dem Anwendungsbereiche des Wortes,,Wert" zuzugehören? Denken wir uns also gemäß der zu Anfang dieser Darlegungen gemachten methodo- logischen Bemerkung die zur Charakteristik jeder unserer sechs Gruppen verwendeten Bestimmungen als die Bedeutungen, die dem Worte,,Wert" in jeder dieser sechs Anwendungsweisen eigen sind, denken wir uns ferner die Verschiebung von Wortbedeutungen in der Weise vor sich gegangen, daß determinierende Momente an eine Ausgangsbedeutung bald hinzutreten, bald davon in Abfall kommen, so könnten wir immerhin etwa von der dritten unserer Gruppen ausgehen. Erscheint hier zunächst jeder Wert determiniert durch die Leistung, die ihn begründet, so könnte Leisten ganz im allgemeinen wohl als Wert bezeichnet werden. Es leistet aber Verschiedenes und hat demgemäß verschiedenen Wert, was verschieden beschaffen ist: Größen verschiedenen Wertes wären demnach einfach so viel als verschiedene Größen, wie uns dies in der ersten unserer Gruppen wirklich begegnet ist.¹ Umgekehrt könnte aber die den Wert konstituierende Leistung auch derart eingeschränkt werden, daß man von Wert vorzugsweise dort redete, wo die Leistung sich in bestimmter Weise an einem psychischen Wesen verwirklicht, vielleicht so, daß diesem eine Art Förderung zuteil wird, seinen Bedürfnissen Genüge geschieht oder dergleichen. Das wäre der Fall der vierten Gruppe, allenfalls auch der fünften und sechsten. Am wenigsten leicht gelingt in dieser Weise die Einbeziehung der zweiten Gruppe, die man aber immerhin etwa so versuchen könnte: Was etwas tatsächlich leistet, respektive zu leisten fähig ist, hat auch den Anspruch, in Bezug hierauf anerkannt zu werden. Eine Folgetatsache des Wertes im dritten Sinne scheint so in der zweiten Gruppe zur Geltung zu kommen. Immerhin kann das im Gedanken der Würdigkeit oder des Verdienens liegende Moment einer gewissen inneren Vernünftigkeit dann auch wieder auf das Verhältnis des Leistenden oder Fähigen zu seiner Leistung über- tragen und insbesondere auf die vierte, fünfte und sechste Gruppe so angewendet werden, daß Wert in besonders strengem Sinne etwa den- jenigen Objekten beizumessen wäre, die das für die betreffende Gruppe charakteristische psychische Verhalten nicht nur tatsächlich auf sich ziehen, sondern es auch wirklich verdienen. Wie man sieht, ist es also immerhin möglich, von der dritten der oben aufgezählten sechs Wortbedeutungen aus eine Art natürlicher Ver- wandtschaft zwischen allen sechs Bedeutungsgruppen herauszufinden. Darf man daraus schließen, daß Leistungsfähigkeit auch die ursprüngliche und sozusagen sprachlich authentische Bedeutung des Wortes,,Wert" darstellt? Streng genommen ist das eine Frage der Sprachgeschichte, auf die nicht aus Konstruktionen wie die obigen, sondern aus den Tat- sachen der Sprachgeschichte die überzeugende Antwort zu holen sein wird. Ein anderes ist die Frage, ob auch die Werttheorie ihren Gegen- stand und damit ihre Aufgabe sich im Sinne dieser dritten Bedeutung zu bestimmen hat. Maßgebend dafür wird wohl zweierlei sein müssen : 1 Vgl. auch E. Heyde,,Grundlegung der Wertlehre", S. 100 f.