§ 1. Vom Anwendungsgebiet des Wortes "Wert". 5 eine Benennung a potiori, aber, wie ich hoffe für unsere nächsten Zwecke eine nicht wohl mißverständliche, wenn ich im folgenden Werte dieser Art, wenn von ihnen als einer Gruppe für sich vorübergehend zu reden sein wird, als Größenwerte bezeichne. Es ist ohne Zweifel ein ganz anderer Wortgebrauch, wenn man etwas als anerkennens-, lobens-, bewunderns- oder liebenswert bezeichnet, oder auch wohl als tadelns-, verabscheuens-, hassenswert und dergleichen. Man meint damit etwas, was gelobt, getadelt zu werden usw. verdient. Wert hat hier also die Bedeutung von Würdigkeit. Auffallender Weise zeigt sich dabei, wenigstens im Deutschen, das Substantiv,,Wert" nicht anwendbar, indem der Gebrauch ausschließlich das Adjektiv,,wert“ zuzu- lassen scheint.[³] Offenbar wieder in einem anderen Sinne geschieht es, daß man unter Umständen gewissen Dingen Nährwert, Brenn- oder Heizwert, Dungwert und dergleichen zuschreibt. Augenscheinlich hat man dabei eine gewisse Leistung im Auge, zu der fähig zu sein den Wert in dieser Wortbedeutung ausmacht. Nicht jede Leistung scheint gleich gut hiezu, sonst könnte man einem schlechten Ofen auch Rauchwert, einer elektrischen Bogenlampe, die sich unzureichend reguliert, einen Zischwert nachsagen. Augenscheinlich erweist sich hier der Umstand entscheidend, daß das, was ich eben die Leistung nannte, das eine Mal selbst Wert hat, das andere Mal nicht, wobei aber beachtet zu werden verdient, daß jetzt von Wert wieder in einem andern, dem vierten Wortsinne die Rede ist, auf den wir sogleich unten zurückkommen. Offenbar ent- scheidet hier der nämliche Gesichtspunkt, wie wenn man etwa einem Erze Gold- oder Silberwert beimißt, nicht aber Schlackenwert. Immerhin ist es indes nicht ganz unmöglich, sich von dieser Beschränkung zu emanzipieren, wie etwa der Gedanke der,,Wertigkeit" in der Chemie und der auf diesen gebauten Äquivalenz, letzterer wohl auch außerhalb der Chemie beweist. In der Geschichte der Nationalökonomie spielt der in Rede stehende Wertbegriff längst eine hervorragende Rolle¹: das begreift sich schon daraus, daß der sogenannte Tauschwert der Güter ohne Frage ein Wert in diesem Sinne ist. Äußerlich rangiert auch der dem Tauschwert so gern entgegengesetzte,,Gebrauchswert" unter diesen Gesichtspunkt, während allerdings dem Wesen der Sache nach hier doch bereits wieder die erst an vierter Stelle zu berührende Bedeutung des Wortes,,Wert" zur Geltung kommt. Werte der uns jetzt beschäftigenden Gruppe hat man in der Nationalökonomie auch wohl als objektive Werte bezeichnet, um ihnen die der folgenden Gruppe als subjektive Werte entgegensetzen zu können.2 Ich meine, diese beiden Termini dem Aus- druck eines andern Gegensatzes vorbehalten zu sollen.³ So zweifellos die drei hier aufgeführten Gruppen innerhalb des Bereiches dessen liegen, dem man eventuell in völlig natürlicher Weise 1 Vgl. E. Böhm-Bawerk im ,,Handwörterbuch der Staatswissenschaften", Artikel Wert, S. 684. 2 A. a. O., S. 682. 3 Vgl. unten S. 7.