4 I. Voruntersuchungen. I. Voruntersuchungen. § 1. Vom Anwendungsgebiet des Wortes,,Wert". - Der eben skizzierte Weg soll im folgenden eingeschlagen werden,¹ um der Lösung der ersten Aufgabe näher zu kommen, die der all- gemeinen Werttheorie² durch die Natur der Sache gestellt ist, der Be- stimmung des Wesens des Wertes. Es ist also im Sinne der obigen Erwägungen nicht wohl zu vermeiden, beim Worte „Wert" anzufangen und nach den Gegenständen auszuschauen, auf die das Wort tatsächlich angewendet wird. Auch wenn man es dabei unterläßt, dem kürzlich mit vielem Scharfsinn exponierten³ Unterschiede nachzugehen, der zwischen dem Werte besteht, den etwas „hat" und dem Werte, der etwas „ist" oder den es ausmacht, wird man dies noch etwas wie ein methodo- logischer Nachtrag zum vorigen Paragraphen die in Frage kommenden Gegenstände nicht leicht einzeln aufweisen oder namhaft machen können, vielmehr sich darauf beschränken müssen, charakteristische Gruppen solcher Gegenstände unter Benutzung eben ihrer Charakteristik neben einander zu stellen. Daß eine solche Charakteristik dann unter günstigen Umständen dem Bedürfnis nach Feststellung der Wortbedeutung bereits auf halbem Wege entgegenkommen, mindestens die Untersuchung von Anwendungsgebiet und Bedeutung fließend mit einander verbunden sein kann, ist selbstverständlich. In der Tat fällt es nun nicht schwer, in diesem Sinne mit Beziehung auf das Wort,,Wert" einige Gruppen von Gegenständen namhaft zu machen, auf die unbeschadet ziemlich weit- gehender Verschiedenheit zwischen diesen Gruppen das Wort in zwang- loser Weise angewendet wird. Wenn man sich in der Arithmetik der Buchstaben als Symbole bedient, sagt man von ihnen oft, sie hätten bloß allgemeinen, respektive unbestimmten Wert, und setzt diesem die speziellen, bestimmten Werte der konkreten Zahlen gegenüber. In diesem Sinne kann man in Formeln spezielle Werte einsetzen, Gleichungen auswerten; die Quadratwurzel von x hat in diesem Sinne jederzeit zwei Werte und so fort. Diese Anwendung des Wortes,,Wert" scheint sich auf das Gebiet der Größen¹ zu beschränken, falls man nicht etwa, dem Vorgange R. Avenarius' folgend, auch von R- und E-Werten, das heißt Reiz- und Empfindungs- werten spricht, wo höchstens noch der Reiz, sicher aber nicht mehr die Empfindung ganz allgemein einem quantitativen Gesichtspunkte zu unter- stellen wäre. Es ist unter solchen Umständen immerhin vielleicht bloß 1 Ausschließliche Berufung auf das ,,Sprachgefühl", wie sie eine übrigens nicht unverdienstliche Erstlingsarbeit verlangt (W. Strich,,Das Wertproblem in der Philosophie der Gegenwart", Leipziger Dissertation, Berlin 1909, S. 23. 25), möchte doch ein allzu summarisches Verfahren sein. 2,,Allgemeine Werttheorie" ist im Gegensatze zu speziell ökonomischer Werttheorie verstanden, wie sie von der Volkswirtschaftslehre rühmlich begründet und gefördert worden ist. 3 Vgl. E. Heyde,,Grundlegung der Wertlehre", Leipzig 1916, S. 5 ff. 4 Vgl. auch W. Strich a. a. O., S. 25.