2 Methodisches zur Einleitung. verstanden zu werden. Er findet sich so an den überkommenen Gebrauch gewiesen, der, wo es auf die Vorbestimmung von Wissenschaftsgegen- ständen ankommt, noch aus einem besonderen Grunde geachtet zu werden verdient. Indem die wissenschaftliche Arbeit sich einem in bestimmter Weise benannten Gegenstande zuzuwenden erklärt, appelliert sie dadurch normaler Weise an das Interesse der Umgebung, das sich nur getäuscht finden könnte, falls unter der Flagge eines Namens anderes zur Behandlung käme, als was die allgemein übliche Anwen- dungsweise des Namens erwarten läßt. Nimmt man hinzu, wie in sol- cher Anwendungsweise sich nicht selten ein ansehnliches Stück theo- retischer Vorarbeit verrät, so begreift sich, wie sehr man Grund hätte, im Wortgebrauch so konservativ als nur immer möglich zu sein, wenn sich der Anwendung dieses Prinzips nicht gelegentlich unüberwindliche Hindernisse in den Weg stellten. * - Solcher Hindernisse wird man sofort gewahr, wenn man bedenkt, daß der Sinn der Wörter sich in zweierlei Weisen manifestiert, einer mehr äußerlichen und einer mehr innerlichen.[1] Für einigermaßen äußerlich darf das Anwendungsgebiet eines Wortes gelten, also das Kollektiv der Gegenstände, die unter Verwendung des Wortes dem Her- kommen gemäß gemeint werden können, für mehr innerlich das- jenige, was der Redende beim Gebrauch des Wortes als dessen Be- deutung tatsächlich denkt, und was so den Hilfsgegenstand auszumachen hat, der geeignet sein soll, das eben als Anwendungsgebiet bezeichnete Kollektiv als Kollektiv der ihm zugehörigen Zielgegenstände¹ zusammen- zuhalten. Demgemäß sollte sich das Anwendungsgebiet einfach nach der Bedeutung des Wortes bestimmen; die Erfahrung zeigt dagegen eine ziemlich weitgehende Unabhängigkeit des Anwendungsgebietes von der Bedeutung namentlich darin, daß die Zugehörigkeit eines Gegen- standes in das Anwendungsgebiet oft viel besser gesichert ist als die Bedeutung, indem es dem Redenden auch bei fester Anwendung durch- aus nicht leicht fallen muß, von der Beschaffenheit eines mit dem Worte auftretenden Bedeutungsgedankens Rechenschaft zu geben. Nun ist aber gerade die Bedeutung dasjenige, durch das ein Wort sich zu einigermaßen präziser Gegenstandsbestimmung geeignet erweisen kann. So erwächst für denjenigen, der sich eines Wortes zu wissenschaft- lichen Zwecken bedienen will und muß, so leicht die Aufgabe, vom Anwendungsgebiet aus diejenige Bedeutung herauszufinden, die als mehr oder minder fiktiver Hilfsgegenstand die empirisch gegebenen Anwen- dungsfälle zu vereinigen imstande ist. Ist es nun aber Tatsache, daß ein Wort zu seinem Anwendungs- gebiete nicht nur unter Vermittlung einer bestimmten Wortbedeutung gelangt, so ist es selbstverständlich, daß ein empirisch gegebener An- wendungskreis keineswegs jedesmal so beschaffen sein wird, daß eine Bedeutung als natürliches Zentrum dieses Kreises müßte nachkonstruiert 1 Vgl. in Betreff der Begriffe des Ziel- und Hilfsgegenstandes „Über Mög- lichkeit und Wahrscheinlichkeit" S. 196 ff.