Methodisches zur Einleitung. Wissenschaftliche Darlegungen begegnen in ihren Anfängen bekanntlich nur zu häufig einer typischen Schwierigkeit, die man leicht als besonders lästiges Hemmnis verspürt, weil es sich dabei vorwiegend um eine Angelegenheit der Worte zu handeln scheint, indes man es doch gar nicht mit den Worten, sondern nur mit der Sache zu tun haben möchte. Die Schwierigkeit betrifft die Aufgabe, den Gegen- stand der Darlegung oder Untersuchung durch definitorische Ausgangs- bestimmungen festzulegen. Da im nachstehenden versucht werden soll, etwas zur Lösung dieser Aufgabe speziell auf dem Gebiete der allge- meinen Werttheorie beizutragen, so mag es sich empfehlen, zunächst die Natur der Schwierigkeit und des zu ihrer Überwindung geeigneten Vorgehens ganz ausdrücklich ins Auge zu fassen. Darstellen wie Erforschen sind durch Absicht geleitete Tätigkeiten, bei denen ein Erfassen des Zieles, auf das sie gerichtet sind, genauer des dieses Ziel charakterisierenden Gegenstandes nicht zu entbehren ist. So wenig das vorwissenschaftliche Erkennen unbeschadet seiner großen Bedeutung auf derlei Vorbestimmtheiten angewiesen ist, so wenig könnte das wissenschaftliche Tun ihrer entraten. Unter günstigen Um- ständen wird das Erfordernis durch die zu bearbeitenden Gegenstände sozusagen von selbst erfüllt. Der Sternenhimmel, ein Gebirgszug, eine Tier- oder Pflanzengattung bedarf in der Regel vermöge Konstanz und sinnlicher Wahrnehmbarkeit kaum mehr als eines hinweisenden Wortes, um für Bearbeitung und verständliche Mitteilung ausreichend fest- gehalten werden zu können. Handelt es sich dagegen statt um Pflanzen oder Tiere auch nur um psychische Erlebnisse, so ist, wer diese bear- beitet, zur Fixierung für sich selbst und zur Mitteilung an andere auf die Sprache angewiesen und das in um so höherem Maße, je weiter der Gegenstand, mit dem er es zu tun haben will, respektive soll, sich von der sozusagen greifbaren äußeren Wirklichkeit entfernt. Damit tritt an den Darsteller wie an den Forscher die Frage heran, in welcher Weise er sich der Worte als wissenschaftlichen Werkzeuges zu bedienen in der Lage ist. Es kommt natürlich auf die Verbindung der Wörter mit ihrem Sinn an, hinsichtlich deren der Redende ja frei verfügen zu können scheint. Aber ebenso klar ist sofort, daß er von dieser Freiheit nur einen sehr beschränkten Gebrauch wird machen können, und zwar schon aus dem praktischen Grunde, weil er sonst darauf verzichten müßte, Meinong, Zur Grundlegung der allg. Werttheorie. 1