87 das Erfülltsein des (vorausgesetzten) als Seinseinheit an, so kommt demnach, in dem Erfülltsein von 8 oder infolge dieses Erfülltseins von B, dem Objektive a ein Teilbetrag des Erfülltseins zu, ein „Seinsbetrag" (59), dessen Größe geradezu durch seine Ähnlichkeit mit dem Erfülltsein des 8 angegeben wird (102, F. 1), also durch seine, aus diesem Zutreffen des B sich ergebende Möglichkeit. So stellt sich die Möglichkeitsgröße selbst als ein minderer Grad des Erfülltseins eines Objektivs dar, als ein „,Seins- betrag". Hat das Erfülltsein von ẞ den Charakter der Tatsache (§ 32), so ist auch der darin implizierte Seinsbetrag von a dieses Charakters: er ist eine „Tatsächlichkeit minderen Betrages". In diesem Falle liegt die echte, tatsächliche Möglichkeit vor (104, F. 2), die sich demnach auch als Tatsachenähnlichkeit bestimmen läßt.¹) Aber auch das bloß bestehende Erfülltsein von 8 impliziert einen Seinsbetrag von a, einen, dem nun auch bloß der Charakter des Bestehens zukommt. Und endlich ist auch in dem „außerseienden" 2) Erfülltsein von ß, das heißt, in diesem Okjektiv des Erfülltseins ohne Rücksicht auf den ihm zukommenden Seinscharakter, rein formal ein bestimmter Seinsbetrag für a impliziert.³) 1) Man kann auch die (eigentliche oder tatsächliche) Möglichkeit von vornherein als Tatsächlichkeit minderen Betrages oder als Tatsachenähnlichkeit bestimmen, wie das Meinong tut (vgl. oben S. 42). Nimmt man noch als Grundsatz hinzu, daß die Größe des Fallbereiches eines Objektivs a, bezogen auf den Bereich des tatsäch- lichen B, auch den Grad der Vertatsächlichung von a (in 8) angibt und damit auch den Tatsächlichkeitsgrad oder die Möglichkeit eines Falles von a in einem Falle von 8, so gelangt man auch so zu der bekannten Art der Möglichkeitsmessung, die der Wahrscheinlichkeitsrechnung zugrunde liegt. Ich glaube aber, daß der oben an- gedeutete Weg, wenn er auch länger und vielleicht umständlicher erscheint, einen genaueren Einblick in die Natur der Möglichkeit gestattet und durch Aufdeckung des wesentlichen Zusammenhanges von Möglichkeit und Ähnlichkeit sich geeignet erweist, zu wichtigen Folgerungen und Anwendungen direkt hinzuführen. Hierher gehört zum Beispiel, daß der von Meinong vertretene Induktionsgrundsatz sich nun un- mittelbar als Folge ergibt; ich versuche ihn hier zu formulieren:,,Was von Gleichem (in gleicher Weise und tatsächlich) gilt, das gilt von Ähnlichem (in ähnlicher oder ungenauer Weise und) wahrscheinlich." Vergleiche auch oben 111 und S. 85, An- merkung, und den Artikel Grenzfragen der Logik, Psychologie und Erkenntnislehre in der Deutschen Literaturzeitung, XXXIII, 7 (1912), insbesondere Sp. 397 ff., 401 ff. 2) Vgl. Meinong, Über Gegenstandstheorie (Untersuchungen zur Gegenstands- theorie und Psychologie, herausgegeben von Meinong, Leipzig 1904, I), S. 12f. 3) Die Unabhängigkeit des Seinsbetrages vom Seinscharakter ist schon in den „Elementen der Gegenstandstheorie" vertreten. Siehe oben, Vorwort.